Wie funktioniert eigentlich Kino?




Der 35mm Kinofilm          Der 70mm Kinofilm


Wie funktioniert eigentlich Kino? Diese Frage stellt sich jedes Kind einmal. Ich selber habe bis Mitte 2007 noch als Filmvorführer auf Basis eines Nebenjobs im Central Theater in Neheim - Hüsten (2-Saal Kino) gearbeitet. 1983 wurde das Central Theater zu einem 2 stöckigen 2-Saal Kino umgebaut. Da ich bis heute von den dort gewonnen Eindrücken und auch von der Arbeit nach wie vor sehr begeistert bin, will ich versuchen, den Ablauf in einem Kino allen etwas nähr zu bringen, daher an dieser Stelle etwas zur Entstehung und zum Betriebsablauf in einem Kino.


Die Entstehung des Kinos:

Der Begriff Kino kommt vom ,,Kinematograph". Das ist ein Filmapparat. ,,Kinein" ist griechisch und bedeutet ,,bewegen". Heute nennt man das Gebäude, in dem bewegte Bider gezeigt werden, Kino. Im Kino werden ganz unterschiedliche Filme gezeigt. Einzelne Filmarten bezeichnet man als Genre.

1878 nahm der Engländer Edward Muybridge zum ersten Mal Reihenfotos von einem Pferd in Bewegung auf. Er nutzte dabei eine wichtige Erkenntnis: Werden viele Bilder schnell hintereinander gezeigt, nimmt der Mensch sie als Bewegung wahr.

Die ersten Filme wurden im Reisekino vorgeführt. Die Erfinder stellten die ersten Filme her und verkauften diese. Käufer reisten damit zu Jahrmärkten oder zeigten die Filme in Cafes. Meist waren es sehr kurze Sachfilme in schwarzweiß. Einen Ton gab es hier jedoch noch nicht. Mit der Zeit wurden Filme nicht mehr verkauft, sondern verliehen. So konnten immer neue Filme gezeigt werden. Um 1906 entstanden dadurch die ersten Ladenkinos. Zunächst dauerten die Filme nur ein paar Minuten, höchstens eine halbe Stunde. Man konnte also sehr viele Vorstellungen an einem Tag zeigen. Nach und nach wurden immer längere Filme gemacht. Man brauchte mehr Kinos und mehr Sitzplätze. Bereits 1930 gab es in Amerika die ersten großen Kinos mit bis zu 3000 Sitzplätzen.

Seit 1930, bis zur Erfindung des Fernsehens, wurde vor dem Kinofilm auch die ..Wochenschau" gezeigt. Dies war eine Art der Nachrichtensendung, in der man die neuesten Ereignisse von der Woche erfahren konnte. Die ersten Tonfilme gibt es seit 1927. Der Ton wurde auf die so genannte Tonspur auf dem Filmstreifen gesprochen (Siehe Foto).

Wie funktioniert der Filmverleih?:

Ist ein Film fertig gestellt, wird er vom Hersteller an einen Filmverleih verkauft. Die Filmverleiher machen viele Kopien von dem Film. So können verschiedene Kinos gleichzeitig den Film mieten und zeigen. Die Miete eines Kinofilms beim Filmverleih kostet ungefähr die Hälfte vom Preis der Eintrittskarte. Sie ist jedoch auch von Spielwoche zu Spielwoche unterschiedlich hoch.

Wie schauen die Vorbereitungen aus?:

Die Filme werden in großen Kartons von einem Filmlieferanten ins Kino gebracht. Darin liegen fünf bis sechs Filmdosen aus Plastik, je nach Länge des Films. In jeder Filmdose ist also auch ein Stück des Films. Man nennt dieses Teilstück ,,Akt". Jeder Akt ist ungefähr 600 Meter lang und dauert 22 Minuten. Im Vorführraum werden die Filme vorbereitet. In großen Kinos werden die einzelnen Akte zuerst in der richtigen Reihenfolge zusammengeklebt. Dazu benutzt man ein ganz besonders festes Klebeband. Kleinere Kinos haben oft nicht die geeigneten Geräte für das Vorführen von Filmtellern. Sie zeigen die Akte einzeln nacheinander (Überblendbetrieb). Früher war das Filmmaterial sehr leicht brennbar (Nitrofilm). Heute ist es aus Polyester. Das ist sehr festes, schwer brennbares Filmmaterial aus Plastik.

Die eigentliche Vorführung:

Die Projektoren ,,projizieren" den Film durch ein kleines Fenster im Vorführraum auf die Leinwand im Kinosaal. Das Filmmaterial hat an den Rändern Löcher (,,Perforation"). Zahnräder im Projektor greifen in die Löcher und transportieren den Film weiter. Mit dem Projektor werden in einer Sekunde 24 Bilder beleuchtet und nacheinander auf die Leinwand geworfen (Prinzip Daumenkino). Die Einzelbilder reihen sich zu einem Film zusammen. Um den Film auf die Leinwand zu werfen, braucht man sehr starkes Licht. Man benutzt spezielle Glühlampen. Sie sind bis zu 7000 Watt stark (Central Theater Neheim - Hüsten jeweils 1600 Watt). In der Fachsprache heißen sie ,,Xenon-Kolben", da sie mit Xenongas gefüllt sind. Mit einem 7000 Watt Kolben kann so starkes Licht erzeugt werden, wie mit 70 normalen Glühlampen gleichzeitig. Der Projektor belichtet nicht nur die Bilder. Er tastet auch die Tonspur auf dem Film ab. Der Ton wird mit Hilfe eines Prozessors decodiert und dann auf die einzelnen Lautsprecher im Kinosall übertragen. Inzwischen speichert man den Ton auch auf modernen Datenträgern (DTS, SDDS, usw.).

Die Technik im Vorführraum:

Überblendbetrieb: Um Pausen zu vermeiden, führt der Projektionist, so nennt man den Filmvorführer, in kleineren Kinos einzelne Akte nacheinander abwechselnd an zwei Projektoren vor.

Filmteller statt Filmspulen: Viele Kinos haben nicht mehr Projektoren mit Spulen. Vor allem große Kinos benutzen heute so genannte Filmteller. Das sind Türme mit mehreren, übereinander liegenden, großen Tellern. Auf den Tellern befindet sich der vorher zusammengeklebte Filmwickel. Damit sich der Film nicht verwickeln kann, wird er wie bei einer Nähmaschine durch viele Rollen gefädelt. Die Filmteller führen den Film zu dem Projektor und über verschiedene Umlenkrollen wieder zurück auf einen anderen Teller. Das zeitaufwändige Zurückspulen ist nicht mehr nötig.

Der Filmteller vom Central 1

In sehr modernen Kinos kann mit dem so genannten ,,Interlockverfahren" der gleiche Film in zwei oder mehr Sälen gleichzeitig gezeigt werden.

Was ist die FSK?:

Es gibt viele Kinofilme, die für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sind. Daher werden alle Filme zunächst von der ,,Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft" (kurz FSK) beurteilt. In dieser Behörde prüfen Psychologen, Filmemacher, Lehrer, Hausfrauen und viele andere, ab welchem Alter ein Film freigegeben wird.



Die Bauer B8 vom Central 1      Ich und ein Teil der Bauer B8 vom Central 1      Die Bauer B8 vom Central 2



1.Video: Funktion eines Filmgebers    2.Video: Die Telleranlage Central 1    3.Video: Bauer B8 während des Vorprogramms



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